DAS SIND WIR
Geschichte
Ortsnamenforschung, Eingemeindung, Wappen und Ehrenbürger
Ein Beitrag von Yvette Schäck
Blick auf Seelbach | Foto: Wilfried Klein
GESCHICHTE
ÜBERSICHT
Ortsnamenforschung
und erste Nennung
Dorfentwicklung und Infrastruktur
Friedhof Bettgenhausen und Eingemeindung
Wappen
Ehrenbürger
Ortsnamenforschung
und erste Nennung
Dorfentwicklung und Infrastruktur
Friedhof Bettgenhausen und Eingemeindung
Wappen
Ehrenbürger
BETTGENHAUSEN UND SEELBACH
AUS DER ORTSNAMENVORSCHUNG
Gemäß der Ortsnamenforschung, bilden sich Ortsnamen oft aus dem Namen des ersten Siedlers. So wird der Personenname „Betgen“ wohl mit „Elisabeth“ zusammenhängen („Bethge“ für „Elizabeth“). Das Zweitglied –hausen (Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch „hûs“ „Haus“ im Dativ Plural) gilt […] selbst in umgangssprachlichen Ausdruck als Synonym für Siedlung.[1] So entstand aus „Betgen Hûs“, „Betgenhusen“.
Der Name Seelbach stammt wahrscheinlich aus den örtlichen Gegebenheiten. Das Erstglied „Seel-“ (Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch „sal“ „Wohnung“), zusammen mit dem Namengrundwort –bach (Althochdeutsch „bah“, Mittelhochdeutsch „bach“, Altsächsisch „beki“, Mittelniederdeutsch „bêke“ „Bach“) […], der spezifisch deutsche Ausdruck für Wasserlauf schlechthin, bedeutet wohl „Wohnung am Bach“. [2]
1411 | 1569
ERSTE NENNUNG VON BETTGENHAUSEN UND SEELBACH
Abbildung eines Ausschnitts aus der Urkunde von 1411
2. Zeile: Paitze von Betgenhusen
Foto: Verbandsgemeinde Flammersfeld
Vor etwa 600 Jahren rückte Bettgenhausen ans Licht der Geschichte. In einer Urkunde von 1411 wird es zum ersten Mal schriftlich erwähnt, Seelbach jedoch erst im Jahre 1569 in den Urkunden des Kirchspielgerichts.
Das Kirchspiel Schöneberg, und damit auch der Ort Bettgenhausen, genauso wie das Kirchspiel Flammersfeld, zu denen Seelbach zählte, kamen durch die Teilung der Grafschaft Sayn im Jahre 1652 zu Sayn-Hachenburg, 1799 zu Nassau Weilburg und 1806 zum Herzogtum Nassau. 1815 wurde die Region dem Königreich Preußen zugeordnet. Seelbach gehörte verwaltungsmäßig zur Bürgermeisterei Flammersfeld im 1816 neu gebildeten Kreis Altenkirchen.
DÖRFLICHE ENTWICKLUNG
DAS LÄNDLICHE LEBEN IM WESTERWALD
Bettgenhausen konnte sich, wie auch die anderen Dörfer in der Region bis ins 19. Jahrhundert nur langsam entwickeln. Daran waren nicht nur der dürftige Ertrag der Landwirtschaft schuld, sondern auch die vielen Kriege, die das Land ruinierten. Der Westerwald diente immer als Durchzugsgebiet. Die Soldateska versorgte sich aus Dörfern und nahm den Einwohnern nicht nur die Nahrungsmittel und das Vieh, sondern quartierte sich auch ein und raubte alles, was brauchbar erschien. Im 30-jährigen Krieg war die Bevölkerung auf etwa 10 Prozent gesunken. In den Revolutionskriegen wurden die Dörfer mit Einquartierungen von Truppen belastet, die versorgt werden mussten.
Der Weg zur Kirchspielschule Schöneberg war weit und beschwerlich. Da Schule nur im Winter gehalten wurde, entschloss man sich 1750 in einem gemieteten Raum in Bettgenhausen zu unterrichten. In der Zeit von 1865 bis 1936 gingen die Kinder dann in Berzhausen zur Schule, da in dieser Zeit ein Schulverband mit Obernau und Berzhausen bestand. Danach wurden sie in der Volksschule Seelbach unterrichtet und ab 1968 in Flammersfeld.
DIE BAHN KOMMT
ENTWICKLUNG DER INFRASTRUKTUR
Mit dem 19. Jahrhundert beginnt das Maschinenzeitalter. Im Jahre 1884 wurde die Bahnstrecke von Altenkirchen nach Siershahn als Teilstück der Verbindung Au/Sieg nach Neuwied fertiggestellt. Seitdem teilt sie Bettgenhausen durch einen tiefen Einschnitt. Zwei Brücken wurden über die Geleise gebaut, wovon die eine in den achtziger Jahren abgerissen und die zweite durch einen Neubau 2012 ersetzt wurde.
Um 1900 baute die Gemeinde Seelbach eine Brücke über die Wied, die bis dahin nur über eine Furt zu durchqueren war. 1911 wurder der „Bahnhof Flammersfeld“ in Seelbach erbaut.
Die erste öffentliche Wasserleitung in Bettgenhausen entstand im Jahre 1903, eine “Telegraphenanstalt mit öffentlicher Fernsprechstelle” im Jahr 1917.
Die Elektrizitäts-Interessentenschaft mit 15 Mitgliedern bestand bereits im Jahre 1923; die Bevölkerung bezog ihren Strom vom Transformatorenhaus in Reiferscheid.
SEIT 1924 IN DER FLUR „AM BERG“
FRIEDHOF BETTGENHAUSEN
Für die Bettgenhäuser war der Weg zum Kirchhof nach Schöneberg lang und mühsam. Die Leichenzüge wurden, besonders im Winter bei Eis und Schnee, zu gefährlichen Abenteuern. Schließlich musste bis aufs obere Feld, die „Keifheck“, gestiegen, dann mehrere Kilometer durch den Wald gegangen werden, um letztendlich mit dem Verstorbenen den Berg hinab nach Schöneberg zu gelangen.
So entschloss man sich im Jahre 1924 auf Anregung von Karl Schüler, einen eigenen Friedhof in der Nähe anzulegen. Ein Grundstück wurde auf einem sehr schönen Gelände am Ortsrand, in der Flur „Am Berg“, gefunden. Heinrich Schüler wurde 1924 als Erster dort bestattet. Auch heute ist der Friedhof noch in Betrieb und wird von der Ortsgemeinde liebevoll gepflegt.
GEBIETSREFORM VON 1937
EINGEMEINDUNG VON BETTGENHAUSEN
Im Zuge der Gebietsreform von 1937 verlor Bettgenhausen seinen Status als Gemeinde und wurde Seelbach zugeordnet. In einem Schreiben vom 20. Juni 1938 berichtet Landrat Gorges an den Oberpräsidenten der Rheinprovinz in Koblenz, dass Bettgenhausen und Seelbach nun die Gemeinde Seelbach/Wied gebildet haben. [3] Laut Eintragung von Lehrer Wedral in die Schulchronik trat jedoch die Eingemeindung erst im Jahr 1939 offiziell in Kraft.
„Die bisher selbstständige Gemeinde Bettgenhausen wurde nach Seelbach eingemeidndet. Die neue politische Gemeinde erhält den Namen Seelbach/Westerwald. Bürgermeister wird der bisherige Bürgermeister von Seelbach, Wilhelm Höller, Seelbach.“ [4]
Seit 1946 gehört Seelbach/Wied zum damals neu entstandenen Land Rheinland-Pfalz.
ZUM ERSTEN MAL AUSGEFÜHRT
DAS SEELBACHER WAPPEN
Wie eine ganze Reihe weiterer Gemeinden hat auch Seelbach bis 2011 kein eigenes Wappen besessen.
Im Zuge der 600-Jahrfeier von Bettgenhausen wurde im Gemeinderat beschlossen Gebrauch des Rechts zur Führung eines Wappens zu üben.
Drei schwarze Rauten
Farbe Grün und Eichenzweige
Farbe Blau und Brücke
Unter goldenem Schildhaupt, belegt mit drei schwarzen Rauten, von grün, darin wachsend zwei gekreuzte goldene Eichenzweige mit je einer Frucht und einem Blatt, über blau geteilt durch silberne Bogenbrücke.
Unter goldenem Schildhaupt, belegt mit drei schwarzen Rauten, von grün, darin wachsend zwei gekreuzte goldene Eichenzweige mit je einer Frucht und einem Blatt, über blau geteilt durch silberne Bogenbrücke.
Rauten
Die drei schwarzen Rauten auf goldenem Grund sind aus dem Wappen derer von Seelbach entnommen.
Farbe Grün
Die Farbe Grün weist auf die landwirtschaftliche Prägung hin, die beiden Eichenzweige auf den Baumreichtum der Gemeinde und die beiden Ortsteile Seelbach und Bettgenhausen.
Farbe Blau und Brücken
Die Farbe Blau und die Brücke weisen auf zahlreiche Bäche der Gemeinde, insbesondere die Wied.
AUS DER HERALDIK
SYMBOL LOKALER IDENTITÄT
Das Wort „Wappen“ (Mittelhochdeutsch „wâpen“) bedeutet in seinem Ursprung „Waffen“. Die Wappen dienten im 12. Jahrhundert als visuelle Kennzeichnung der Ritter, welche durch immer schwereren Rüstungen und geschlossenen Helmen bei Turnieren oder Schlachten kaum zu erkennen waren. Sie wurden auf Schilde, Helme, Rüstungen und Banner als Identifikationshilfe angebracht.
Im 15. Jahrhundert verbreitete sich das Wappenwesen über die adeligen Kreise hinaus, sodass viele bürgerliche Wappen nachzuweisen sind.
Im 20. Jahrhundert dienen die Gemeindewappen als Symbol lokaler Identität und Zusammengehörigkeit der Kommunen.
GESTALTUNGSIDEEN
WAPPENVORSCHLÄGE DER ORTSBEWOHNER
05. AUGUST 2013
EHRENBÜRGER WILFRIED HOLZAPFEL
Herrn Wilfried Holzapfel trägt durch sein uneigennütziges und ehrenamtliches Engagement ganz entscheidend zum Wohlbefinden in unserer Gemeinde bei. Durch die Ernennung zum Ehrenbürger bedankt sich die Ortsgemeinde für diese große gesellschaftliche Leistung.
Ortsbürgermeister Ulrich Sohnius (links)
bei der Überreichung der Urkunde an Wilfried Holzapfel
Foto: Wilfried Klein
Ortsbürgermeister Ulrich Sohnius (links)
bei der Überreichung der Urkunde an Wilfried Holzapfel
Foto: Wilfried Klein
Wilfried Holzapfel ist Gründungsmitglied, war 38 Jahre lang erster Vorsitzender und ist heute noch 1. Geschäftsführer des Wiedbachtaler Hobby-Clubs. Dieser Verein ist mit derzeit ca. 150 Mitgliedern der größte in der Ortsgemeinde. Der Verein wurde 1973 gegründet und bietet neben verschiedenen Fußballformationen auch eine Abteilung “Schießsport” an.
Anfangs wurde auf Wiesen außerhalb des Ortes trainiert. Im Jahr 1987 begann dann der Bau des Sportplatzes im Oberdorfgarten mit dem zugehörigen Sportlerheim in Holzbauweise. Nach der Zerstörung durch einen Brand im Jahr 2000 wurde das Bauwerk deutlich größer und in Massivbauweise neu errichtet. Es dient heute nicht nur als Sportlerheim, sondern ist zu einem Dorfmittelpunkt geworden, häufig genutzt von der Gemeinde, verschiedenen Vereinen und Privatpersonen. Auch der Sportplatz wurde mehrfach saniert und immer wieder ausgebaut und verbessert.
Das Gelände um den Sportplatz, das Sportlerheim und der Sportverein sind aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben in der Ortsgemeinde nicht mehr wegzudenken und tragen ganz erheblich zur Lebensqualität in der Gemeinde bei.
Bei all dem spielte Wilfried Holzapfel eine zentrale Rolle. Er war die treibende Kraft, die bei allen Projekten des Vereins organisierte und auch selbst Hand anlegte.
An der Planung und Errichtung des alten, wie auch des neuen Sportlerheims, von der Finanzierung bis zur Einrichtung, hatte er einen entscheidenden Anteil. Auch der Sportplatz, vom Rasen bis zur Flutlicht- und Zaunanlage, verdankt seine Entstehung in großen Teilen seiner Mitwirkung.
Nach seinem Spitznamen in jungen Jahren, “Sir Henry”, wurde das Sportlerheim Herrn Holzapfel zu Ehren “Henry-Hütte” getauft.
Auch heute ist Herr Holzapfel unermüdlich mit dem Sportverein, dem Sportplatz und der Henry-Hütte beschäftigt. In seinen Händen liegen der Belegungsplan und die beinahe tägliche Kontrolle der Hütte. Auch kümmert er sich um Pflege, Reparaturen und Verbesserungen rings um das ganze Sportgelände. Als Geschäftsführer ist er täglich mit der Organisation und den Abläufen im Sportverein betraut. Zudem kümmert er sich seit Jahren mit großem Einsatz um den jugendlichen Nachwuchs des Vereins: das Training und der Spielbetrieb der Jugendmannschaften sowie Freizeiten und Ausflüge für die Jugend werden von ihm betreut. Außerdem ist er auch im Spielbetrieb der Alt-Herren-Mannschaft tätig.
Die Ernennung fand am 5. August 2013 im Rahmen der Sportwoche (40 Jahre WHC) statt.
20. FEBRUAR 2016
BÜRGEREMPFANG BEI MINISTERPRÄSIDENTIN MALU DREYER
Am Samstag, den 20. Februar 2016, begrüßte Ministerpräsidentin Malu Dreyer in der Staatskanzlei in Mainz ehrenamtlich engagierte Bürger aus dem Land Rheinland-Pfalz.
Unter den rund 450 geladenen Gästen befanden sich Ehrenbürger Herr Wilfried Holzapfel und seine Frau Gerlinde aus Bettgenhausen. Er setzt sich unermüdlich für den Sportverein, den Sportplatz und die Henry-Hütte ein und kümmert sich mit großem Einsatz um den jugendlichen Nachwuchs des Wiedbachtaler Hobby-Clubs. Wilfried Holzapfel trägt durch sein uneigennütziges und selbstloses Engagement entscheidend zum Wohlbefinden in unserer Gemeinde bei.
„Rund 41 Prozent unserer Bürger und Bürgerinnen engagieren sich regelmäßig ehrenamtlich. Das ist etwas, was einen großen Teil der Lebensqualität in Rheinland-Pfalz ausmacht“, betonte Malu Dreyer. Ehrenamtliche Tätigkeit sei unverzichtbar, aber keineswegs selbstverständlich.
Die Ministerpräsidentin nahm sich die Zeit, um mit allen Delegationen ins Gespräch zu kommen. Zudem nutzten die Gäste die Möglichkeit die Staatskanzlei zu besichtigen und informierten sich über deren Wirken.
Den kompletten Bericht ist auf der Seite der Landesregierung abrufbar.
Quellenangaben
[1] / [2] ANDRIESSEN, Klaus P.: Ortsnamen in Hessen
Erklärung „Hausen“
http://www.ortsnamen-in-hessen.de/index.php/hessische-ortsnamen/typische-namen/namen-auf-hausen
abgerufen am 09. Februar 2015
Erklärung „Seelbach“
http://www.ortsnamen-in-hessen.de/index.php/hessische-ortsnamen/typische-namen/namen-auf-bach/3580-seelbach-3580
abgerufen 07. Februar 2015
VERBANDSGEMEINDE FLAMMERSFELD (Hrsg.):
600 Jahrfeier | 1411 – 2011 Ein Blick in die Geschichte von 600 Jahren
WIKIPEDIA: Seelbach (Westerwald)
https://de.wikipedia.org/wiki/Seelbach_(Westerwald) abgerufen am 07. Februar 2015
[3] HELZER, Hans: Änderungen von Verwaltungsgrenzen 1930-1990, in:
Kreisverwaltung Altenkirchen (Hrsg.): Der Landkreis Altenkirchen im 20. Jahrhundert. Eine Chronik
Altenkirchen 1992, S. 515-517, S. 515f
[4] Schulchronik der Volksschule Seelbach: Eingemeindung von Bettgenhausen
Eintragung von Lehrer Wedral, 18. März 1939, Band II, S. 36