Unsere Natur

Der Wald in Seelbach
Historie und Entwicklung
WÄLDER UND WALDEIGENTUM
DIE VIER ARTEN

Bundeswald
1,6 Prozent
Wald der Bundesrepublik Deutschland, überwiegend militärisch genutzt
Staatswald
25,6 Prozent
Wald des Landes Rheinland-Pfalz
Kommunalwald
46,1 Prozent
(Körperschaftwald) Wald, welcher Gemeinden, Städten und sonstigen Genossenschaften gehört
Privatwald
26,7 Prozent
Wald von Privatpersonen und Kirchen
UNSER WALD
Staatswald

Der Staatswald in Rheinland-Pfalz geht auf die Zeit Napoleons zurück. Der Wald der bedeutenden Landesherren wurde zum Landeswald erklärt. Erste staatliche Forstorganisationen und eine geregelte Forstwirtschaft entstanden in der Kurpfalz zur Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.
Die großen Staatswaldgebiete liegen mehr im Bereich des Pfälzerwaldes.
In Seelbach und Bettgenhausen konnte sich jedoch über die Jahrhunderte mehr der Privat- und Kommunalwald halten.
UNSER WALD
Kommunalwald (Körperschaftswald)

Der größte Waldbesitzer in Rheinland-Pfalz sind die Kommunen. Der hohe Gemeindewaldanteil von 47 Prozent stellt eine Besonderheit in Deutschland dar. Im Bundesdurchschnitt umfasst der Kommunalwald nur 20 Prozent der Waldfläche. Der hohe Gemeindewaldanteil in Rheinland-Pfalz geht auf Fränkische Siedlungen und die sogenannte „Allmende“ (meist unbeweglichem Gut) auf Gemeineigentum zurück. Vor allem im Norden von Rheinland-Pfalz konnten die Gemeinden ihr Eigentum bewahren.
Der „Kommunalwald“ enthält auch gemeinschaftlichen Waldbesitz sogenannter Körperschaften, wie zum Beispiel Haubergsgenossenschaften, Gehöferschaften, Interessentenwaldungen.
UNSER WALD
Besonderheit „Gemeinschaftswald“

Eine besondere, historische Eigentumsform gibt es im Bereich des Westerwaldes: die Haubergs- und Markgenossenschaften, sowie Gehöfer- und Interessentenwaldungen. Deren Wald wird ebenfalls zum Körperschaftswald gezählt. Die Bürger einer Gemeinde verfügen nur über ein ideelles Eigentum am Wald. Das ideelle Eigentum spricht jedem Bürger Nutzungsrechte, insbesondere Brennholzrechte zu. Der einzelne Bürger kann aber nicht über einzelne Parzellen des Waldes eigenständig verfügen.
Die Entstehung des Markwaldes geht auf das alte Germanien zurück, wo die zunehmende Siedlungszahl eine Abgrenzung der Siedlungen und des Eigentums erforderlich machte. Der Markwald war nie so intensiv genutzt worden, weswegen er viele Jahrhunderte hindurch Gemeinschaftseigentum der Markgenossen blieb. Die Blütezeit der Markgenossenschaften war das 13. und 14. Jahrhundert. Später gewannen die Landesherren größeren Einfluss auf sie. Letztendlich wurde den Markgenossenschaften nur noch die Nutzung des Waldes und der Weideflächen durch die Landesherren gestattet: Das Eigentum an Weide- und Waldland war auf die Landesherren übergegangen.
Die im Bereich Altenkirchen im Westerwald bestehenden Genossenschaftswälder gehen auf altes preußisches Recht zurück. Im Westerwald sind das die Haubergsordnungen aus den Jahren 1887 und 1890. Weiterhin gilt in den ehemaligen Regierungsbezirken Koblenz und Trier das preußische „Gesetz über gemeinschaftliche Holzungen“ von 1881. Deswegen sind diese besonderen Eigentumsformen auch nur im ehemaligen preußischen Teil von Rheinland-Pfalz zu finden.
UNSER WALD
Zustand des Kleinprivatwaldes im 19. Jahrhundert

Der Zustand der Kleinprivatwaldungen war im 19. Jahrhundert noch schlechter als der des Gemeinschaftswaldes. „Dem Privatwald sah man nach Aufhebung der französischen Gesetze (1815) allgemein die Willkür an, mit welcher die Eigentümer ihn nutzen durften.“
Sehr anschaulich schildert 1907 der Oberförster von Altenkirchen die damaligen Verhältnisse:
„Die Privatwaldungen sind zum weitaus größten Teil in ganz kleine Parzellen bis unter 2 ar Größe zersplittert. Versuche der Zusammenlegungsbehörden zur Bildung von Waldgenossenschaften sind mehrfach unternommen worden, aber stets am Widerstand der Besitzer abgeprallt.“
Erste merkliche Verbesserungen dieses Zustandes begannen in den 1930er Jahren. Seit Mitte der 1950er Jahre wurden sie durch mehr Beratung der Waldbesitzer und finanzielle Förderung intensiviert. Die Parzellierung ließ nach, die Streunutzung verlor an Bedeutung, Niederwald wurde in Hochwald umgewandelt, Ödländereien wurden aufgeforstet.
Quellenangaben
Quellenangaben:
MINISTERIUM FÜR UMWELT, LANDWIRTSCHAFT, ERNÄHRUNG, WEINBAU UND FORSTEN: Landesforsten Rheinland-Pfalz |
Abgerufen: 24.05.2022
1955 | Gemeinschaftswald
Schälen und Schneiden von Faserholz
Foto: Wittig
Bundesarchiv, Bild 183-30118-0002 /
CC BY-SA
Quelle: Wikimedia Commons
Die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors (Telefonat vom 31.03.2015).
Herr Habbel war von 1967 bis 1986 Leiter des Fortsamtes Altenkirchen.
HABBEL, Werner: Chronik Forstamt Altenkirchen – Ein Beitrag zur Heimatgeschichte des Kreises Altenkirchen,
Landesforsten Rheinland-Pfalz, Münster 1990, S. 89-90.k
Bildquellen:
Kleinprivatwald
Foto: Yvette Schäck
1955 | Gemeinschaftswald
Schälen und Schneiden von Faserholz
Foto: Wittig
Bundesarchiv, Bild 183-30118-0002 /CC BY-SA
Quelle: Wikimedia Commons
Recherche und Redaktion: Yvette Schäck
Zum Privatwald gehören in Rheinland-Pfalz der Wald der Kirchen und Privatpersonen.
Es gibt über 100.000 private Waldeigentümer. Deren Wälder sind allerdings im Durchschnitt nur zwischen 1 und 2 Hektar groß. Diese Zergliederung des Privatwaldbesitzes ist geschichtlich bedingt. Das Erbe wurde in der Vergangenheit real geteilt. Jeder Nachfahre erhielt den gleichen Anteil landwirtschaftlicher Nutzfläche und Wald.
Diese starke Zergliederung beeinträchtigt jedoch die Bewirtschaftung der Wälder. Um sie besser bewirtschaften zu können, schließen sich viele Waldbesitzer forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen an.