DAS SIND WIR

Echo der Zeit
Dorfbewohner erzählen ihre Geschichten
Blick auf Seelbach | Foto: Wilfried Klein
EINE ÄRA GEHT ZU ENDE
GERLINDES LADEN SCHLIEßT
AM 06. JUNI 2015 NACH 105 JAHREN

31 Jahre lang hat Gerlinde Holzapfel ihren kleinen Gemischtwarenladen in Bettgenhausen mit Liebe und Hingabe betrieben. Letzten Samstag, den 6. Juni 2015 war damit Schluss.
Milchprodukte, Wurst, Brötchen, frisches Obst und Gemüse, Waschmittel, Zeitschriften oder Süßigkeiten: Alles, was im Alltag benötigt wird, haben Seelbacher und Bettgenhäuser seit mehr als 105 Jahren bei Gerlinde Holzapfel bekommen. Jetzt ist damit Schluss. So wird ein kleiner, aber sympathischer Teil der Ortsgemeinde Vergangenheit. Denn mit dem Lebensmittelgeschäft Holzapfel in der Hauptstraße 2 in Bettgenhausen verschwindet der letzte „Tante Emma-Laden“ der Ortsgemeinde und der umgebenden Region.
Erbaut wurde das kleine Geschäft von Wilhelm Fetthauer -geboren 1854-, dem Urgroßvater der heutigen Eigentümerin, der wohl schon damals Waren verkaufte. 1910 meldeten dann Wilhelm Fetthauers einzige Tochter Pauline und ihr Mann Adam Lindscheid den Kolonialwarenhandel „Lindscheid“ offiziell an. 62 Jahre später wurde das Geschäft auf den Sohn Arthur Lindscheid und 1984 dann schließlich auf die Tochter Gerlinde Holzapfel geb. Lindscheid übertragen.
Der letzte Gemischtwarenladen mit dem nostalgischen Einkaufscharme, der immer auch lokales Kommunikations- und Informationszentrum war, schloss am 6. Juni 2015 für immer seine Tür. Der Entschluss hat bei vielen Kunden große Trauer ausgelöst, denn die Waren mag es auch woanders geben, aber die Wege sind länger. Und das Gespräch an der Verkaufstheke wird vielen fehlen.
Doch es gibt eine klitzekleine Aussicht auf „Gerlindes“ Weiterbestehen. Der Haus-Lieferservice wird auch in der Zukunft aufrecht erhalten.
Ein Gedicht von Wilfried Holzapfel – Bettgenhausen
DIE GUTEN ALTEN JUGENDZEITEN

Mitte 1950er Jahre | Schulhof in Seelbach
Scan: Ulrich Sohnius
Der Mensch der einst geboren ward, ganz lieblich klein und süß und zart,
der hatte Schutz im Elternhaus, Geborgenheit als Zeit voraus.
Er kannte keinen Kindergarten, in dem man mußt auf Plätze warten,
er wuchs mit Generationen auf, die täglich halfen im Lebenslauf.
Man ging zur Schule ohne Bus, selbst Schnee und Regen kein Verdruss und
mancher Heimweg dann und wann, es mal zum Handgemenge kam.
Man konnte auch mal „Sitzen“ bleiben und sich die feuchten Augen reiben,
doch all das tat zur Sache nichts, denn es gab so manchen Taugenichts.
Oft hat bewiesen in der Zeit, dass man nicht nur mit tollen Noten,
auch Arbeit fand noch ohne Quoten.
Meist wars nicht fern vom Elternhaus, denn abends kam man noch nach Haus,
auch die mit großer Wissensgier, den sagte man, dann geh „studier“.
Es war oft fern und nicht ganz nah, doch in den Semesterferien war man da.
Man musste auch in die Kirche gehen, auf Unterricht wurd noch gesehn.
Der Weg oft weit, fasst dunkel wars, als der Pastor das Vaterunser las.
Nicht jeder hatte Telefon, wenns wichtig war, wurd man gerufen schon.
Es gab auch mal ein Telegramm, dann rief die Fernamtsdame an.
Die Post auch sonst kam täglich an, mit Fahrrad u. einer Karre dran.
Die meisten hatten Feld und Vieh, dass Milch es gab und den Wagen zieh.
Man musste helfen jeden Tag, auch wenn die Schularbeit noch vor Dir lag.
Nun möcht ich schließen mit den alten Dingen, lasst uns die Zukunft gut gelingen
und stellt Euch auf die Neuzeit ein, denn auch dort kann man zufrieden sein!
Mitte 1950er Jahre | Schulhof in Seelbach
Scan: Ulrich Sohnius
Der Mensch der einst geboren ward, ganz lieblich klein und süß und zart,
der hatte Schutz im Elternhaus, Geborgenheit als Zeit voraus.
Er kannte keinen Kindergarten, in dem man mußt auf Plätze warten,
er wuchs mit Generationen auf, die täglich halfen im Lebenslauf.
Man ging zur Schule ohne Bus, selbst Schnee und Regen kein Verdruss und
mancher Heimweg dann und wann, es mal zum Handgemenge kam.
Man konnte auch mal „Sitzen“ bleiben und sich die feuchten Augen reiben,
doch all das tat zur Sache nichts, denn es gab so manchen Taugenichts.
Oft hat bewiesen in der Zeit, dass man nicht nur mit tollen Noten,
auch Arbeit fand noch ohne Quoten.
Meist wars nicht fern vom Elternhaus, denn abends kam man noch nach Haus,
auch die mit großer Wissensgier, den sagte man, dann geh „studier“.
Es war oft fern und nicht ganz nah, doch in den Semesterferien war man da.
Man musste auch in die Kirche gehen, auf Unterricht wurd noch gesehn.
Der Weg oft weit, fasst dunkel wars, als der Pastor das Vaterunser las.
Nicht jeder hatte Telefon, wenns wichtig war, wurd man gerufen schon.
Es gab auch mal ein Telegramm, dann rief die Fernamtsdame an.
Die Post auch sonst kam täglich an, mit Fahrrad u. einer Karre dran.
Die meisten hatten Feld und Vieh, dass Milch es gab und den Wagen zieh.
Man musste helfen jeden Tag, auch wenn die Schularbeit noch vor Dir lag.
Nun möcht ich schließen mit den alten Dingen, lasst uns die Zukunft gut gelingen
und stellt Euch auf die Neuzeit ein, denn auch dort kann man zufrieden sein!
Ein Schulaufsatz vom 02.03.1932 Hedwig Sohnius
16.04.1921 – 17.04.2007
SEELBACH UND DIE WELT

Seelbach ist (k)ein großes Dorf. Dadurch ist es nicht berühmt und nicht sehr bekannt. Nur die Nachbardörfer kennen es.
In Seelbach ist ein Bahnhof und eine Schule. Da sind Beamte. Dadurch ist Seelbach ein bißchen bekannt.
In Seelbach sind viele Handwerker. Zu denen kommen viele Leute aus der Umgegend und wollen arbeiten lassen, entweder beim Schied, Schneider, Schuster oder Maurer. Auch kommen Leute aus den näheren Dörfern und zum Bahnhof und wollen mit dem Zug fahren. Entweder nach Altenkirchen, nach Linz oder nach Siershahn.
Aus der weiteren Umgegend bekommt Seelbach Waren. Kohlen, Eisenstein, landwirtschaftliche Maschinen und Haushaltsgeräte bekommt es aus dem Industriegebiet. Dann schicken die Bauern Butter, Eier, Milch und Getreide ins Industriebgebiet. Auch bekommt Seelbach Waren aus dem Ausland. Zum Beispiel: Tee, Kaffee, Kakao, Tabak, Bananen, Apfelsinen und alle Gewürze. Nach Seelbach kommen nicht nur Waren aus der weiteren Umgegend, sondern auch Menschen.
Weil hier ein Gasthaus ist, kommen im Sommer viele Fremde hierhin. Diese wollen sich erholen. Auch fuhren von hier aus viele Leute in den Krieg. Im Jahre 1914-18 zogen viele Leute über die deutsche Grenze.
Seelbach ist nicht von der Welt abgeschnitten, sondern es hat manche Verbindungen mit der Außenwelt. Seelbach ist verbunden durch das Telefon, durch die Eisenbahn, durch die Post, durch die Autos und durch die Radios. Wenn hier kein Bahnhof wäre, wär Seelbach nicht bekannt in der Welt. Wenn Seelbach kein Telefon hätte, könnte es nicht schnell mit der Außenwelt reden.
So ist Seelbach mit vielen Teilen mit der Außenwelt verbunden.
Aus alledem sehen wir, dass Seelbach nicht ganz verlassen ist.